Vom Verliebtsein zur Liebe

Das Gefühl frisch verliebt zu sein ist wundervoll, wunderschön und voller Magie.

Es ist eine Begegnung mit einem wundervollen und vertrauten Menschen in so unglaublicher Intensität, dass wir immer wieder davon überzeugt sind all unsere Träume, seien von einem auf den anderen Augenblick Realität und Wirklichkeit geworden.

Die Entscheidung sich dafür zu öffnen verlangt anfangs Mut, da wir uns nicht nur für etwas wundervolles öffnen und erreichbar sondern auch verletzbar machen.

Die Entscheidung uns nach bitterer Enttäuschung erneut darauf einzulassen verlangt von Mal zu Mal mehr Mut und Überwindung unserer Ängstlichkeit. Offen und ehrlich betrachtet ähnelt es mehr einem Schauspiel oder Theaterstück, denn blind vertrauend lassen wir uns nicht zweimal auf solch ein Abenteuer ein. Das glauben wir zumindest.

Warum wir letztlich verletzt und enttäuscht irgendwann meist immer wieder weinend, trauernd, wütend oder bitter enttäuscht oder zutiefst verletzt alleine im Regen stehen, liegt nicht am falschen Partner oder der falschen Partnerin.

Es sind unsere Selbsttäuschungen in denen wir all unsere Sehnsüchte, Wünsche und Hoffnungen hineinpacken, die wir plötzlich als real und wirklich, als erfüllt sehen wollen und eine ganze Zeit auch als erfüllt erleben dürfen.

Die volle Intensität der Verliebtheit lässt sich jedoch um so mehr steigern, je mehr wir blind vertrauen uns selbst, und dem Partner oder der Partnerin.

Anstatt uns voll und ganz auf das wundervolle, magische und wunderschöne einzulassen und achtsam, einfühlsam forschend den anderen Menschen in all seinen Stärken und Schwächen kennenlernen zu wollen und kennenzulernen, gehen wir her und basteln uns unseren Traumprinzen oder unsere Traumprinzessin nach unseren Wunschvorstellungen und lassen diese Bilder im anderen Menschen lebendig werden.

Unser Hunger, unsere Sehnsüchte und Begierden mussten wir so lange unterdrücken. Wir schmachten danach endlich leben und erleben zu dürfen was uns solange versagt geblieben ist.

Anstatt miteinander und voneinander zu lernen, achtsamen, einfühlsamen und gemeinsamen Wachsen und entstehen lassen einer wundervollen Liebe, steuern wir von Anfang an blind in einem Gefühlsreigen, auf die Verwirklichung unserer Träume zu.

Immer wieder aufs neue wachen wir frustriert irgendwann auf in dem festen Glauben getäuscht worden zu sein.

Eine wundervolle Zeit hatten wir Höhenflüge von gemeinsamen Gefühlen erleben dürfen.

Statt diese Bereitschaft und Offenheit für ein gegenseitiges kennen und lieben lernen zu nutzen, haben wir versucht Bilder lebendig werden zu lassen.

Beide wollten wir das wundervolle, magische und schöne sehen, erleben und uns daran ergötzen. Wir wollten nicht unsere gemeinsamen Schattenseiten, Verletzungen und schwarzen Stellen sehen.

Dabei hätten wir gerade jetzt eine wundervolle, reale und faire Chance gehabt, nicht nur unsere Sonnenseiten zu zeigen und sehen zu wollen, sondern alles Dunkle und Schmerzhafte verstehen zu lernen. Alte Verletzungen aufzulösen, uns auch mit unseren Ecken, Macken und Kanten zu zeigen um in einfühlsamen Miteinander, gemeinsam zu wachsen, zu lernen, einander kennen und verstehen zu lernen.

Anstatt dessen haben wir solange wie möglich unsere Wunschvorstellungen als real und lebendig erhalten, um irgendwann unter vermeintlich zerstörten Vertrauen furchtbar zu leiden, das niemals wirklich bestand.

Keiner von uns hat sich völlig nackt entblößt.

Ja wir haben daran geglaubt, Berührungen mit unserer nackten Haut, gemeinsamer Orgasmus und unvorstellbare emotionale Höhenflüge wären der Beweis für einen vertrauensvollen, offenen und ehrlichen Umgang miteinander.

Wir haben und wollten nicht sehen dass jeder für sich seinen eigenen Traum gelebt hat. Unser Bilder waren so lebendig dass wir nicht nur fest daran geglaubt haben, wir waren überzeugt, wir wären und lebten diese Himmelswesen aus dem Märchenbuch.

Das Leben lässt sich jedoch nicht betrügen, auch nicht durch uns selbst.

Wir haben beide unsere Chance vertan, im Alltag aufzuwachen und die wundervolle Magie zu nutzen um gemeinsam zu heilen und lieben zu lernen.

Wir haben uns dafür entschieden lieber einsam, jeder für sich weiter zu leiden, uns wieder abzuschotten und vor der bösen, gefährlichen und gemeinen Welt da draußen zu schützen.

Wann wollen und werden wir begreifen, dass die Welt da draußen voller enttäuschter, verletzter und trauriger Wesen ist wie wir selbst, die sich selbst bedauern, elendig leidend und sehnsüchtig darauf hoffend, dass ihre Bilder irgendwann mal wieder lebendig werden dürfen.

Wir müssen nicht einsam unser Dasein fristen. Wenn wir verstehen, dass alleine sein nichts weiter bedeutet als ein eigenständiges Wesen zu sein. Wenn wir dieses eigenständige Wesen als Ganzes auch in zwischenmenschlichen Beziehungen bleiben und leben, unser Allein sein nicht als etwas negatives betrachten sondern als Chance. Dann dürfen und können wir gemeinsam und miteinander wachsen und lernen, wir können uns gegenseitig heilen um Liebe, Glück und Mitgefühl leben und erleben zu lernen.

Alles was wir dafür brauchen finden wir in uns. Doch wir müssen uns in aller Offenheit und Ehrlichkeit zeigen wollen und zeigen. Unsere schönen und hässlichen Seiten, Wir dürfen ängstlich sein, weinen, traurig sein und enttäuscht, mutig sein und zu uns stehen, leben was wir sind statt vorzugeben zu sein. Wenn wir uns selbst treu bleiben, achtsam und liebevoll miteinander umgehen, werden Enttäuschungen immer weniger schmerzhaft, da wir uns weder selbst noch den anderen täuschen müssen, um nur zeigen was uns gefällt, nur sehen wollen was uns gefällt, sondern uns und den anderen annehmen, so wie wir sind.

Wir sind und bleiben auch in der wundervollsten Partnerschaft allein, alles andere wäre Illusion. Wenn wir oder unser Partner unsere Partnerin stirbt trauern wir nicht um ihn oder sie, sondern um den Verlust unserer Illusionen. Wir können lernen unser allein sein zu genießen, in einer wundervollen Partnerschaft schätzen lernen, als Geschenk betrachten ein völlig eigenständiges Wesen sein zu dürfen, zu erleben und zu leben.

Wir sind nicht plötzlich völlig allein wenn unser Lebenspartner oder Partnerin stirbt, wenn wir begreifen und verstehen dass wir das auch vorher schon sind und waren. Natürlich sind wir traurig etwas wundervolles, einen einmaligen Menschen nicht mehr erleben zu dürfen. Wie sehr uns unsere Trauer jedoch in unserer Lebensqualität und Lebensfähigkeit begrenzt hängt allein davon ab wie abhängig wir uns von ihm oder ihr gemacht haben. Was wir vermissen ist der Verlust eines geliebten Menschen, noch vielmehr vermissen wir jedoch, das was wir von uns selbst in der Beziehung aufgegeben haben, in dem Glauben so einander näher zu sein.

Wir können einem anderen Menschen nur so nahe sein wie wir uns selbst nahe sind und sein können. Wenn wir glauben unser allein sein aufgeben zu müssen um völlig glücklich in unserer Partnerschaft sein zu können leben wir in einer Illusion. Wir sind und machen uns in unserer Wohlfühlfähigkeit und Glücklich sein können voneinander abhängig. Jegliche Abhängigkeit führt zum Verlust der Eigenständigkeit.

Die wundervollste und schönste Beziehung lässt sich in einer Gemeinschaft von eigenständigen, sich allein genügenden Lebewesen erleben und leben. Wenn wir den Unterschied zwischen Einsamkeit und Allein sein begreifen, erleben wir allein sein zu können und zu dürfen als Geschenk und Gnade. Wir können und dürfen völlig frei eine unfassbare und wunderschöne Gemeinschaft und Partnerschaft leben und erleben.

Je mehr uns das gelingt erhalten wir auch das Geschenk uns in unserer Partnerschaft immer wieder aufs neue auf wundervolle und neue Art und Weise zu verlieben.

Wir können einen geliebten Menschen in Ruhe und Frieden gehen lassen ohne unsere Lebensfähigkeit, unsere Lebenszufriedenheit, unsere Lebendigkeit und Liebe zu verlieren.

Wir müssen nicht selbst sterben, in Leblosigkeit elend leiden um einen geliebten Menschen in dankbarer Erinnerung zu behalten.

Wir müssen keinen Menschen mehr, in den wir unvorstellbar verliebt sind oder waren, verurteilen, schlecht reden oder als Enttäuschung aus unserem Leben verdrängen. Was wir eigentlich verurteilen, schlecht reden oder als Enttäuschung aus unserem Leben zu verdrängen suchen sind unsere eigenen ungeliebten Erinnerungen, Macken, Schwachstellen, Eigenschaften und Verhaltensweisen.

Über tukan

Wir ändern uns nicht durch Änderung unseres Verhalten, dies wäre wie Kleidung wechseln oder Möbelrücken. Veränderung braucht weder Anstrengung noch Gewalt. Solange wir von Lob und Wertschätzung abhängig sind, werden wir Menschen danach beurteilen, ob sie unsere Abhängigkeiten gefährden oder fördern. Die Wurzel allen Kummers ist das Verlangen. Verlangen trübt und zerstört die Wahrnehmung. Ängste und Wünsche verfolgen uns. einfach sein, leben und leben lassen, sich selbst beobachten ohne zu bewerten, achtsam und bewusst, lebendig und glücklich sein.
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